|
Dorothea Hamdorf
Verschiedenheit managen: Kulturelle Aspekte des Konfliktmanagements
in Organisationen
Als eine Antwort auf
den wachsenden Bedarf, Möglichkeiten der interkulturellen Zusammenarbeit
ohne das Problem vermehrter Konflikte zu finden, untersucht diese Arbeit
kulturelle Aspekte von Konfliktmanagement.
Als Indikator für Kultur wurde das independente und interdependente
Selbst-Konzept (Markus & Kitayama, 1991) erhoben und für Konfliktverhalten
acht Managementstile: dominieren, integrieren, einen Kompromiss finden,
vermeiden, nachgeben, von Emotionen leiten lassen/Emotionen zeigen, vernachlässigen,
und die Hilfe eines Dritten in Anspruch nehmen (Rahim, 1983; Ting-Toomey
et al., 2000). Darüber hinaus wird ausgehend von der face-negotiation
theory (Ting-Toomey, 1988; Ting-Toomey & Kurogi, 1998) untersucht,
inwieweit das Wahren des eigenen Gesichts, das des anderen oder das aller
Parteien die kulturellen Unterschiede im Konfliktverhalten erklärt.
185 Arbeitnehmer in verschiedenen Ländern beantworteten einen Internet-Fragebogen.
Eine exploratorische Faktorenanalyse der acht Stile ergab drei Faktoren,
die direktes, indirektes und integrierendes, kompromiss-suchendes Verhalten
beschreiben. Die Hypothesentests zeigen konform mit den Annahmen dieser
Untersuchung, dass Personen mit einer independenten Tendenz eher direktes
Konfliktverhalten und "integrieren" angeben, wohingegen Personen
mit einer interdependenten Tendenz eher indirektes Konfliktverhalten und
"integrieren" plus "einen Kompromiss finden" angeben.
Darüber hinaus ist das Wahren des eigenen Gesichts mit direktem,
das des anderen mit indirektem Konfliktverhalten und das aller Parteien
mit "integrieren" und "einen Kompromiss finden" verbunden.
Allerdings sprechen die Ergebnisse dafür, dass das Wahren des eigenen
Gesichts für Personen mit independenter Tendenz nicht die erwartete
Bedeutung hat. Personen mit einer interdependenten Tendenz hingegen geben
an, dass ihnen das Wahren des Gesichts des anderen und das aller Parteien
wichtig ist. Als Erklärung für ein bestimmtes Konfliktverhalten
dürfte Gesichtswahren daher eher für Personen mit einer interdependenten
Tendenz zuzutreffen, was durch die Tatsache untermauert wird, dass sich
deren Bereitschaft, Konflikte zu vermeiden, durch ihre Neigung, das Gesicht
des andern wahren zu wollen, erklären lässt.
|
|