conflict & communication online, Vol. 2, No. 2, 2003
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Dorothea Hamdorf
Verschiedenheit managen: Kulturelle Aspekte des Konfliktmanagements in Organisationen

Als eine Antwort auf den wachsenden Bedarf, Möglichkeiten der interkulturellen Zusammenarbeit ohne das Problem vermehrter Konflikte zu finden, untersucht diese Arbeit kulturelle Aspekte von Konfliktmanagement.
Als Indikator für Kultur wurde das independente und interdependente Selbst-Konzept (Markus & Kitayama, 1991) erhoben und für Konfliktverhalten acht Managementstile: dominieren, integrieren, einen Kompromiss finden, vermeiden, nachgeben, von Emotionen leiten lassen/Emotionen zeigen, vernachlässigen, und die Hilfe eines Dritten in Anspruch nehmen (Rahim, 1983; Ting-Toomey et al., 2000). Darüber hinaus wird ausgehend von der face-negotiation theory (Ting-Toomey, 1988; Ting-Toomey & Kurogi, 1998) untersucht, inwieweit das Wahren des eigenen Gesichts, das des anderen oder das aller Parteien die kulturellen Unterschiede im Konfliktverhalten erklärt.
185 Arbeitnehmer in verschiedenen Ländern beantworteten einen Internet-Fragebogen.
Eine exploratorische Faktorenanalyse der acht Stile ergab drei Faktoren, die direktes, indirektes und integrierendes, kompromiss-suchendes Verhalten beschreiben. Die Hypothesentests zeigen konform mit den Annahmen dieser Untersuchung, dass Personen mit einer independenten Tendenz eher direktes Konfliktverhalten und "integrieren" angeben, wohingegen Personen mit einer interdependenten Tendenz eher indirektes Konfliktverhalten und "integrieren" plus "einen Kompromiss finden" angeben. Darüber hinaus ist das Wahren des eigenen Gesichts mit direktem, das des anderen mit indirektem Konfliktverhalten und das aller Parteien mit "integrieren" und "einen Kompromiss finden" verbunden. Allerdings sprechen die Ergebnisse dafür, dass das Wahren des eigenen Gesichts für Personen mit independenter Tendenz nicht die erwartete Bedeutung hat. Personen mit einer interdependenten Tendenz hingegen geben an, dass ihnen das Wahren des Gesichts des anderen und das aller Parteien wichtig ist. Als Erklärung für ein bestimmtes Konfliktverhalten dürfte Gesichtswahren daher eher für Personen mit einer interdependenten Tendenz zuzutreffen, was durch die Tatsache untermauert wird, dass sich deren Bereitschaft, Konflikte zu vermeiden, durch ihre Neigung, das Gesicht des andern wahren zu wollen, erklären lässt.

 

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Zur Autorin: Dorothea Hamdorf, Dipl.-Psych, geb. 1973 in Bad Säckingen. Studium der Psychologie und 1999-2002 Mitarbeiterin in den Arbeitsgruppen für Friedensforschung und Psychologische Methodenlehre an der Universität Konstanz. Interessenschwerpunkt: Konfliktmanagement mit interkulturellem Fokus. Auf der Basis einer Zusatzausbildung in Projektmanagement arbeitet sie derzeit im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung in einem internationalen Unternehmen.

Adresse: eMail: dorothea.hamdorf@gmx.de