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Burkhard Bläsi
Friedensjournalismus und Nachrichtenproduktion
In den vergangenen
Jahren wurden von Vertretern unterschiedlicher Disziplinen Modelle eines
Friedensjournalismus bzw. konstruktiver Konfliktberichterstattung
präsentiert. Darin werden Wege aufgezeigt, wie Medien zu Prozessen
der Deeskalation, Friedensschaffung und Versöhnung beitragen können
anstatt Konflikte durch ihre Berichterstattung weiter anzuheizen. Solche
theoretischen Modelle bleiben für die praktische Arbeit aber irrelevant,
wenn sie nicht mit der Realität der heutigen Medien in Beziehung
gesetzt werden.
Von großer Wichtigkeit ist daher, den Produktionsprozess von Konfliktberichterstattung
mit in den Blick zu nehmen. Die Frage, welche Faktoren das Zustandekommen
journalistischer Produkte in Konflikt- und Krisenzeiten beeinflussen,
ist zugleich die Frage nach den faktischen Ausgangsbedingungen für
jeden Versuch konstruktiver Konfliktberichterstattung.
Basierend auf qualitativen Experteninterviews mit deutschen Journalisten
wird ein Modell der Einflussfaktoren von Konfliktberichterstattung vorgestellt.
Der Produktionsprozess von Konfliktberichterstattung lässt sich demnach
als Resultat einer komplexen Interaktion von sechs Faktoren darstellen:
(1) institutionelle und informelle mediale Strukturen; (2) spezifische
Konfliktsituation vor Ort; (3) Merkmale des einzelnen Journalisten; (4)
politisches Klimas, innerhalb dessen die Konfliktberichterstattung vonstatten
geht; (5) Lobbyismus verschiedener Inter-essensgruppen, (6) Medienrezipienten.
Nach der Entfaltung des Gesamtmodells und einer kurzen Diskussion seiner
Begrenzungen wird exemplarisch der Faktor politisches Klima
eingehender dargestellt und anhand der Erfahrungen deutscher Journalisten
nach dem 11.9.2001 veranschaulicht.
Der Autor vertritt den Standpunkt, dass Modelle konstruktiver Konfliktberichterstattung
nur dann für eine kritische Masse von Journalisten attraktiv werden,
wenn realisierbare Vorschläge vorliegen, wie mit den Hindernissen
umgegangen werden kann, denen Journalisten bei der Umsetzung solcher Modelle
in ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt sind. Das Modell der Einflussfaktoren
von Konfliktberichterstattung könnte dafür einen brauchbaren
Ausgangspunkt darstellen. Einerseits wird dadurch eine Systematisierung
und Spezifizierung der bisherigen Versuche der Implementierung von Friedensjournalismus
ermöglicht, zum anderen kann vermittelt es Anhaltspunkte für
eine umfassendere Strategie, die alle relevanten Faktoren des Produktionsprozess
beinhaltet.
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Zum Autor: Burkhard Bläsi, Dipl.-Psych., geb. 1973, Studium
der Psychologie und Soziologie an der Universität Konstanz und der
University of Bath/UK. Forschungsinteressen: gewaltfreie Konfliktbearbeitung;
Konflikt und Medien. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter der Projektgruppe
Friedensforschung Konstanz, Promotionsprojekt zum Thema "Friedensjournalismus
und Medienrealität".
Adresse: Fachbereich Psychologie, Universität Konstanz, D-78457
Konstanz, eMail: burkhard.blaesi@uni-konstanz.de |
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