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Rune Ottosen
Das Bild der norwegischen Medien vom Krieg in Afghanistan. Friedenssicherung
oder Aggression?
Der Artikel analysiert
das Framing der norwegischen Medienberichterstattung über den Krieg
gegen den Terrorismus in Afghanistan. Der Schwerpunkt liegt auf der Berichterstattung
über die norwegische Militärpräsenz in Afghanistan.
Als das ehemalige Jugoslawien im April 1999 angegriffen wurde, war dies
das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, dass die norwegischen
Streitkräfte in eine militärische Intervention involviert waren.
Damals erfüllte Norwegen eine militärische Unterstützungsfunktion
und stellte den angreifenden NATO-Streitkräften Kampfflugzeuge und
norwegische Piloten zur Verfügung. Indem an der Jagd auf die El-Kaida-Kämpfer
in den Bergen Afghanistans auch norwegische Bodentruppen beteiligt waren,
stellte der Krieg in Afghanistan demgegenüber eine neue Dimension
dar.
Der vorliegende Artikel soll ein Bild der norwegischen Medienberichterstattung
über den Krieg in Afghanistan mit spezieller Betonung der Berichterstattung
über die Rolle Norwegens in dem Konflikt zeichnen. Als kleines Land
mit traditionell engen Beziehungen zu den USA musste Norwegen - wie viele
andere kleine Länder auch - die Balance halten zwischen dem Bedürfnis,
den Rahmen des internationalen Rechts nicht zu verletzen, zugleich aber
auch die USA nicht durch Kritik und Verhalten zu provozieren, das als
unloyal betrachtet werden und so die bilateralen Beziehungen belasten
könnte.
Dieses Dilemma muss als Hintergrund für das Verhalten der Mainstream-Medien
gesehen werden, die sich gegenüber der norwegischen Sicherheitspolitik
traditionell loyal verhalten. Zwei Hauptpunkte werden diskutiert: 1. Wie
wurde über den Kriegsbeginn im Oktober 2001 von den Medien berichtet?
2. In welchem Kontext wurde über die norwegische Militärpräsenz
berichtet?
Die beiden Zeitungen, die analysiert wurden, sind "Aftenposten"
und "VG". Mit diesen beiden Zeitungen wurden Norwegens grösste
und vielleicht einflußreichste Morgenzeitung (Aftenposten), die
gleichzeitig die grösste Boulevardzeitung ist, sowie die grösste
Tageszeitung (VG) ausgewählt. Für die Analyse der Berichterstattung
wurden sowohl quantitative als auch qualitative Methoden verwendet.
Die Berichterstattung sowohl der "Aftenposten" als auch der
"VG" über den ersten Tag des Krieges in Afghanistan ist
dominiert von US-freundlichem Framing und der Verwendung westlicher Quellen.
In der "Aftenposten" ist das US-freundliche Framing offensichtlicher
als in der "VG". Das Editorial der "VG" ist bedingungsloser
als das der "Aftenposten". Die "VG" ist auch viel
klarer in ihrer Darstellung Norwegens als möglichem Opfer künftiger
Terrorakte. Dass Norwegen in der Region militärisch aktiv werden
könnte, kommt in diesem Stadium in beiden Zeitungen so gut wie nicht
vor. Wenn auch sehr oberflächlich, so werden die rechtlichen Aspekte
dennoch in beiden Zeitungen erwähnt. Keine der beiden Zeitungen fokussiert
mögliche "versteckte Ziele" in ihrer Berichterstattung.
Die globalen Interessen der USA oder die Kontrolle des Ölvorkommens
in der Region spielen keine Rolle. Die "Aftenposten" bagatellisiert
die Bombardierung einer Hochzeit als "Kollateralschaden" und
bringt dies in keiner Weise mit der norwegischen Militärpräsenz
in Verbindung. Norwegen ist einfach der "Wohltäter", der
von den USA dafür gelobt wird, dass er einen "guten Job"
macht.
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Zum Autor:
Rune Ottosen, geb. 1950, Cand. polit. in Politikwissenschaften (Universität
Oslo, 1984), BA in Journalismus (Norwegian College of Journalism, 1973);
Arbeit als Journalist in verschiedenen Medien (1977-84); Lehrbeauftragter
und Forschungstätigkeit am Norwegian College of Journalism (1984-88);
Information Director und Forschungstätigkeit am International Peace
Research Institute, Oslo (PRIO) (1989-92); Forschungstätigkeit bei
der Norwegian Federation of Journalists (1993-95); Associate Professor in
der Fakultät für Journalismus, Bibliotheks- und Informationswissenschaften,
Oslo College, seit 1996; Professor in der selben Institution seit 1999.
Ottosen ist außerdem Präsident der Norwegian Association of Non-Fiction
Authors and Translators. Autor verschiedener Bücher und Artikel über
Geschichte des Journalismus und verschiedene Themen im Zusammenhang mit
Krieg und Journalismus. Aktuelle Buchpublikationen: Journalism and the New
World Order, Vol. I, 2000; Kosovokonflikten, medierna och medlidandet (Der
Kosovo Konflikt, Medien und Mitgefühl), 2002; U.S. and the Others.
Global Media Images on "The War on Terror" (Die USA und die anderen.
Globale Medienbilder des "Kriegs gegen den Terrorismus"), 2004.
Adresse: Journalism programme, Faculty of Journalism, Library and
Information Science, Oslo University College, Postboks 4 St. Olavspl. 0130
Oslo, Norway. eMail: Rune.Ottosen@jbi.hio.no,
http://home.hio.no/~rune/
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