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Dov Shinar
Der Friedensdiskurs in den Medien: Beschränkungen, Konzepte und
Bausteine
Normative, fachliche
und akademische Voraussetzungen bestimmen die Diskussion sowohl über
die Wichtigkeit als auch über das Fehlen eines Friedensdiskurses
in den Medien ebenso wie über die Notwendigkeit und die Möglichkeit,
einen solchen Diskurs anzustoßen. Die Ausgangspunkte dafür
bestehen darin, dass die Medien in die Friedensförderung einbezogen
werden müssen, dass die Friedensberichterstattung durch das Fehlen
eines Friedensdiskurses im normalen Repertoire der Medien behindert wird;
und dass die Installation, die Entwicklung und die Vermarktung eines Friedensdiskurses
in den Medien in die aktuellen Forschungsaufgaben einbezogen werden sollten.
Die Entwicklung eines friedensorientierten Mediendiskurses kann durch
drei konzeptuelle Elemente unterstützt werden, (1) durch von den
Medien bereits verwendete Strategien der Friedensberichterstattung, (2)
durch den Wettbewerb zwischen dominanten und alternativen Frames, für
welchen der Nachrichtenwert den Maßstab des Erfolges darstellt,
und (3) durch das Konzept einer "konstitutiven Rhetorik" - das
Erschaffen, die Legitimierung und die Veränderung von Wirklichkeit
durch Texte, rhetorische Konstrukte und die Manipulierung von Symbolen
- als diskursschaffender Maßnahme.
Die Forschung bezüglich der drei Hauptstrategien, welche die Medien
in der Friedensberichterstattung verwenden - (1) Framing der Friedensberichterstattung
in einem Kriegsdiskurs, (2) Trivialisierung und (3) Ritualisierung der
Berichterstattung - lässt darauf schließen, dass die letztgenannte
Strategie besser als die beiden anderen in diesen konzeptionellen Rahmen
passt und für die Entwicklung eines Friedensdiskurses in den Medien
besser geeignet ist.
Einige Erkenntnisse und Modelle der Medienforschung können konzeptionell
genutzt werden um paradigmatische Frames und Variablen bereitzustellen.
Gute Beispiele hierfür bieten das Konzept des Medienereignisses und
die verschiedenen Ansätze der Textanalyse, die sich auf narrative
Techniken Darstellungsstile und Konzepte wie jene des "Master-Frames"
oder des "Super-Texts" beziehen -Strukturprinzipien, auf die
zurückgegriffen werden kann, um mögliche Inhalte eines Friedensdiskurses
in den Medien zu inspirieren.
Bezüglich der Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen auf dem Gebiete
der Friedensberichterstattung wird schließlich angeregt: (1) Die
machtvolle Stellung der Medien bei der Gestaltung der internationalen
Beziehungen muss benutzt werden, um negative Einstellungen zum Frieden
zu überwinden. (2) Es ist wichtiger, den Nachrichtenwert der Friedensberichterstattung
zu optimieren als missionarische Versuche zu unternehmen, die Strukturen
der Medien und ihre professionellen Verfahrensweisen zu verändern.
(3) Es muss nachgedacht werden über eine professionelle Politik,
die die Selbstmanipulation der Medien und ähnliche Zwänge reduzieren
könnte. (4) Es muß daran gearbeitet werden, einen Friedensdiskurs
zu entwickeln, der über hinreichend hohen Nachrichtenwert verfügt.
Dafür kann auf bereits vorhanden Erkenntnisse und innovative Projekte
aufgebaut werden..
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Zum Autor: Dov Shinar, Professor und Chair, Department of Communication
Studies; und Leiter des Burda Center for Innovative Communications an der
Ben Gurion Universität, Israel; Professor Emeritus, Concordia University,
Montreal. Forschungsinteressen, u.a.: sozio-kulturelle Dimensionen von Kommunikationstechnologien;
internationale Kommunikation; Medien in Krieg und Frieden; Medien und Entwicklung,
kollektive Identitäten, institutionelle Veränderungsprozesse,
Medienpädagogik und kommunale Medien.
Adresse: Department of Communication Studies, Ben Gurion University
of the Negev (www.burdacenter.bgu.ac.il), P.O. Box 653, Beer Sheva 84105.
eMail: shinard@bgumail.bgu.ac.il |
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