conflict & communication online, Vol. 4, No. 2, 2005
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Juan LaLlave
Die Akzeptierbarkeit von Argumenten für und wider den Irakkrieg

Der vorliegende Aufsatz stellt eine Studie vor, in der ein experimenteller Fragebogen verwendet wurde, der auf der Logik und der Grundstruktur des Moral Judgment Tests (MJT) von Lind (1982) basiert. Ziel der Studie ist es, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie die Akzeptanz politischer Argumente dazu beigetragen haben könnte, dass es einerseits an internationaler Unterstützung für den Irak Krieg gemangelt hat, sowie andererseits ein Präventiv-Angriffs nicht verhindert werden konnte.
Die Studie untersucht einige der Einflussfaktoren, auf welche sich die Öffentlichkeit bei der Bewertung der vorgebrachten Argumente gestützt haben mag.
Das verwendete Messinstrument bestand aus 3 Teilen: (1) Einer kurzen Skizze des erklärten Anfangs (19.März 2003) und Endes (1. Mai 2003) der militärischen Operationen im Irak; (2) der Erhebung der Zustimmung der Befragten zur Notwendigkeit des Krieges, sowie (3) aus zwölf Argumenten aus politischen Reden: sechs Argumenten von Bush und Blair "für", und sechs Argumenten von Chirac und Schröder "gegen" die Notwendigkeit des Irak-Krieges. Wir bewerteten jedes Argument anhand der Stufentheorie von Kohlberg (1984) und des Hierarchical Complexity Scoring Systems (HCSS) von Commons et al. (2004). Anhand des kognitiven eskalations- und deeskalations-Modells nach Kempf (2003) wurde jedes Argument für Satz in Hinblick auf die darin enthaltenen eskalations- vs. deeskalationsorientierten Details bewertet.
Unsere Stichprobe bestand aus (n = 397) Befragten, von denen 56,4% weiblich und 24,2% männlich waren, 19,4% machten keine Angabe zum Geschlecht. Die größte der Gruppen waren Deutsche (71%), Katholiken (37,2%) und 18-20jährige mit Hochschulreife (74,3%). Eine andere Gruppe bestand aus 8,6% Amerikanern mit einer größeren Bandbreite bzgl. des Alters und höherem Bildungsgrad.
Auf 7-stufigen Likert-Skalen beurteilten die Befragten, ob sie die Hauptaussage jedes Argumentes abgelehnt oder akzeptiert hätten, ob ihnen die Hauptaussage des Argumentes als illusorisch oder realistisch erschien und ob die von dem Argument hervorgerufene Emotion destruktiv oder konstruktiv war.
Die Datenanalyse zielte darauf ab, zu bestimmen, welche Within-Subject- und Between-Subject-Faktoren für die Vorhersage der Akzeptanz der Argumente seitens der Befragten relevant sind. Zu diesem Zwecke wurden Kovarianz-Parameter-Schätzungen für Hierarchische Lineare Modelle nach Bryk & Raudenbush (1992) durchgeführt. Unter Anwendung der Standardkriterien von Cohen & Cohen (1983) betrachteten wir ein Modell als relevant, wenn es mehr als 10% der Varianz erklärt. Chi-Quadrat-Tests für gemischte lineare Modelle identifizierten relevante Prädiktoren mit einer Signifikanz von p < .001.
Als relevante Design-Faktoren erwiesen sich u.a. "War das Argument realistisch?" "Hat es konstruktive Gefühle hervorgerufen?" und waren die Details des Arguments eher eskalations-oder deeskalationsorientiert?"
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Zum Autor:
Juan LaLlave arbeitete als Forscher im Psychiatry and the Law Program der Harvard Medical School am Massachusetts Mental Health Center und ist derzeit Doktorand im Arbeitsbereich Friedens- und Demokratiepsychologie an der Universität Konstanz (Deutschland). Seine Hauptfächer sind Klinische und Forensische Psychologie. Der Fokus seines Forschungsinteresses liegt im Bereich der Aufgaben und Grenzen der angewandten Klinischen und Forensischen Psychologie, der Anwendung von Piaget's Stufentheorie in der Untersuchung der Erwachsenen- und Moral-Entwicklung, der Bedeutung von Rolle, Einstellungen, Emotionen und schlussfolgerndem Denken für rationale Entscheidungsprozesse, sowie der Rolle der moralischen Urteilsfähigkeit für das Verständnis von Terrorismus und Irak-Krieg.

Adresse: Fachbereich Psychologie, Universität Konstanz, D-78457 Konstanz. eMail: juan.lallave@uni-konstanz.de