conflict & communication online, Vol. 4, No. 2, 2005
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Samuel Peleg & Eitan Y. Alimi
Palästinenserstaat - Ja oder Nein? Zur Konstruktion des politischen Diskurses in israelischen Printmendien - Ein experimentelles Design

In dieser Arbeit wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, welches untersucht, wie Einstellungen gebildet und geformt werden, und wie Meinungsmacher und Agenda-Setter die Einstellungen ihrer Anhängerschaft beeinflussen.
Wir konzentrieren uns hierbei auf die Printmedien als unser Forschungsgebiet. Untersucht wird, wie sich das Framing von Pressemeldungen auf die Leser auswirkt. Unser Versuchsaufbau beinhaltet drei Artikel über dasselbe Thema: die Ratifizierung eines Palästinensischen Staates durch das Israelische Kabinett. Die drei Artikel sind unterschiedlich eingerahmt: einer befürwortet die Entscheidung, besitzt also ein positives Framing, der zweite verurteilt die Entscheidung, ist dementsprechend negativ eingerahmt, und der dritte ist ohne Framing. Drei verschiedene Lesergruppen setzten sich mit den Texten auseinander und mussten anschließend drei Tests bearbeiten: einen Gedächtnis-, einen Kategorisierungs- und einen Bedeutungstest.
Unsere Hypothese lautet, dass Personen, die den Pro-Staat-Text lesen, positiv auf die Idee eines Palästinensischen Staates reagieren, während jene, die dem entgegengesetzten Framing ausgesetzt waren, eine ablehnende Einstellung entwickeln würden.
Mit einem Wort, die Interaktion zwischen Anführern und Anhängern, wie etwa Treue, Loyalität und Hingabe, spielt eine überaus wichtige Rolle bei der Einstellungsbildung. Anführer mit etablierter Autorität und Führungskraft haben das Potential, Überzeugungen, Urteile und Bewertungen zu formen und zu prägen. Unsere Ergebnisse unterstützen diese Behauptung. Diese Forschungsarbeit könnte von großer Tragweite sein und weiter reichen als nur Hinweise darauf zu liefern, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Manipulation eines Textes und dem Verständnis des Lesers. Die hier ausgearbeiteten Vorschläge und Schlussfolgerungen können in eine noch breitere Forschungsagenda integriert werden, welche sich mit Themen beschäftigt wie: Autorität und Legitimität (wie führen Anführer und warum folgt die Anhängerschaft?), Rekrutierung und Mobilisierung (wie animiert und stimuliert man Menschenmassen?), politischer Aktivismus (wie lässt sich Loyalität, Hingabe und Opferbereitschaft hervorrufen?), Propaganda und Anstiftung (wie beeinflusst man Meinungen und Standpunkte?), und von dort aus zu noch weiter reichenden Untersuchungen der politischen, psychologischen und strukturellen Dimensionen von Regierungsformen, politischen Parteien und sozialen Bewegungen führen.

 

  englischer Volltext  
 
Zu den Autoren:
Samuel Peleg ist Professor für "Political Communications and Political Violence" an der Universität Tel-Aviv. Er ist außerdem Akademischer Direktor des "Strategic Dialogue Centers" am Netanya College. Er hat Bücher und Artikel in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Zu seinen jüngsten Buchveröffentlichungen gehören Wenn Worte töten könnten: das Versagen des politischen Diskurses in Israel. Jerusalem: Academon Books, 2003 (in Hebräisch); Zealotry and Vengeance: Quest of a Religious Identity Group. Lanham MD: Lexington Books, May, 2002; und Verbreitung des Zorns Gottes: Von Gush Emunim bis Rabin Square. Hakibutz Hameuhad, Tel Aviv, 1997 (in Hebräisch). S. Peleg schreibt häufig für die Israelische Presse und ist sehr aktiv in zivilgesellschaftlichen Organisationen in Israel. Er ist Berater mehrerer Regierungsministerien und engagiert sich gemeinsam mit Palästinensischen WissenschaftlerInnen und AktivistInnen in der Friedensforschung.
Adresse: eMail: pelegmt@inter.net.il

Eitan Y. Alimi lehrt Konflikt und Konfliktlösung, gesellschaftliche Bewegungen und Medien sowohl im Fachbereich Politikwissenschaften der Hebrew University of Jerusalem, als auch im Fachbereich Kommunikationswissenschaften der Ben-Gurion University. Er promovierte 2004 am Boston College. Seine Arbeit beinhaltet Forschung und Veröffentlichungen zu nationalen Aufständen, zu der Rolle der Kognition in kontroverser Politik, und zu der Rolle der Medien im Friedensprozess. Sein demnächst erscheinendes Buch trägt den Titel: The Palestinian Intifada and the Israeli Society: Political Opportunities, Framing Processes, and Contentious Politics.
Adresse: eMail: alimien@012.net.il