conflict & communication online, Vol. 6, No. 1, 2007
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Jake Lynch
Ein Kurs über Friedensjournalismus

Der vorliegende Aufsatz präsentiert das Konzept eines kurzen Seminars über Friedensjournalismus, das für die Ausbildung von Studierenden der Fächer Journalismus, Kommunikation, Medien und Frieden & Konfliktforschung geeignet ist. Es basiert auf Kursen, die der Autor über viele Jahre hinweg geleitet hat. Ziel des Aufsatzes ist es, Lehrenden zu helfen, ihre eigenen Kurse zu gestalten.
Nach Auffassung des Autors kann man Studenten am besten dadurch anregen, über die Probleme der Konfliktberichterstattung nachzudenken, dass man ihnen verschiedene Wege zeigt, wie eine Story erzählt werden kann. Der vorliegende Artikel liefert Storyboards und Drehbücher für zwei verschiedene Fernseh-Nachrichtenberichte des selben Ereignisses, einen Bombenanschlag auf den Philippinen. Der erste stellt ein Beispiel für Kriegsjournalismus, der zweite für Friedensjournalismus dar.
Der Artikel liefert Anregungen dafür, wie man von diesem anschaulichen Startpunkt aus einen Kurs entwickeln kann, indem man fragt, warum die Unterscheidung zwischen diesen beiden Darstellungsweisen für wichtig erachtet werden sollte - sowohl was die Darstellungsweisen selbst betrifft als auch bezüglich ihres potentiellen Einflusses auf den Ablauf der Ereignisse in dem Konflikt. Verschiedene Ansätze zur Konzeptualisierung und Messung dieses möglichen Einflusses werden diskutiert und Vorschläge für eine weitergehende Exploration des Themas unterbreitet.
Der Artikel berichtet über die Erfahrungen des Autors bei der Einführung und Diskussion schwieriger und sensibler Themen in Gruppen, die auch Teilnehmer aus konfliktbetroffenen Ländern wie Palästina, Israel und den Philippinen enthalten.
Nicht alle Studenten werden künftige Journalisten sein. Der Artikel kommentiert daher nicht nur angewandten Friedensjournalismus, sondern zeigt auch, wie Lernergebnisse formuliert werden können, so dass die selben Themen auch im Kontext zivilgesellschaftlicher Kampagnen oder Konfliktinterventionen dargestellt werden können.
Darüber hinaus zeigt der Artikel auf, wie Studenten befähigt werden können, Elemente journalistischer Praxis in Frage zu stellen, die sie bisher als selbstverständlich angesehen haben und die in vielen Journalismuskursen unreflektiert bleiben. Dies wiederum zieht sowohl die Untersuchung der Entstehung und des Einflusses der Konventionen, die zusammengenommen als "objektiver" Journalismus bekannt sind, und ihre historische Konstruktion durch ökonomische, politische, soziale und kulturelle Prozesse nach sich.

 

  englischer Volltext  
 


Zum Autor:
Jake Lynch, Direktor des Zentrums für Friedens- und Konfliktstudien an der Universität Sydney, hat als Journalist für diverse Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen gearbeitet. Seit zehn Jahren engagiert er sich für die Entwicklung und Verbreitung des Friedensjournalismus. Sein gemeinsam mit Annabel McGoldrick verfasstes Buch "Peace Journalism" wurde 2005 bei Hawthorne Press veröffentlicht. Darüber hinaus ist er Autor einer Vielzahl von Buchkapiteln und Zeitschriftenartikeln und hat an den Universitäten Sydney, Queensland, Cardiff, Oslo und Örebro Kurse über Friedensjournalismus unterrichtet.
Website www.peacejournalism.org

eMail: editor@peacejournalism.org