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Jake Lynch
Ein Kurs über Friedensjournalismus
Der vorliegende Aufsatz
präsentiert das Konzept eines kurzen Seminars über Friedensjournalismus,
das für die Ausbildung von Studierenden der Fächer Journalismus,
Kommunikation, Medien und Frieden & Konfliktforschung geeignet ist.
Es basiert auf Kursen, die der Autor über viele Jahre hinweg geleitet
hat. Ziel des Aufsatzes ist es, Lehrenden zu helfen, ihre eigenen Kurse
zu gestalten.
Nach Auffassung des Autors kann man Studenten am besten dadurch anregen,
über die Probleme der Konfliktberichterstattung nachzudenken, dass
man ihnen verschiedene Wege zeigt, wie eine Story erzählt werden
kann. Der vorliegende Artikel liefert Storyboards und Drehbücher
für zwei verschiedene Fernseh-Nachrichtenberichte des selben Ereignisses,
einen Bombenanschlag auf den Philippinen. Der erste stellt ein Beispiel
für Kriegsjournalismus, der zweite für Friedensjournalismus
dar.
Der Artikel liefert Anregungen dafür, wie man von diesem anschaulichen
Startpunkt aus einen Kurs entwickeln kann, indem man fragt, warum die
Unterscheidung zwischen diesen beiden Darstellungsweisen für wichtig
erachtet werden sollte - sowohl was die Darstellungsweisen selbst betrifft
als auch bezüglich ihres potentiellen Einflusses auf den Ablauf der
Ereignisse in dem Konflikt. Verschiedene Ansätze zur Konzeptualisierung
und Messung dieses möglichen Einflusses werden diskutiert und Vorschläge
für eine weitergehende Exploration des Themas unterbreitet.
Der Artikel berichtet über die Erfahrungen des Autors bei der Einführung
und Diskussion schwieriger und sensibler Themen in Gruppen, die auch Teilnehmer
aus konfliktbetroffenen Ländern wie Palästina, Israel und den
Philippinen enthalten.
Nicht alle Studenten werden künftige Journalisten sein. Der Artikel
kommentiert daher nicht nur angewandten Friedensjournalismus, sondern
zeigt auch, wie Lernergebnisse formuliert werden können, so dass
die selben Themen auch im Kontext zivilgesellschaftlicher Kampagnen oder
Konfliktinterventionen dargestellt werden können.
Darüber hinaus zeigt der Artikel auf, wie Studenten befähigt
werden können, Elemente journalistischer Praxis in Frage zu stellen,
die sie bisher als selbstverständlich angesehen haben und die in
vielen Journalismuskursen unreflektiert bleiben. Dies wiederum zieht sowohl
die Untersuchung der Entstehung und des Einflusses der Konventionen, die
zusammengenommen als "objektiver" Journalismus bekannt sind,
und ihre historische Konstruktion durch ökonomische, politische,
soziale und kulturelle Prozesse nach sich.
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Zum Autor:
Jake Lynch, Direktor des Zentrums für Friedens- und Konfliktstudien
an der Universität Sydney, hat als Journalist für diverse Zeitungen,
Radio- und Fernsehstationen gearbeitet. Seit zehn Jahren engagiert er
sich für die Entwicklung und Verbreitung des Friedensjournalismus.
Sein gemeinsam mit Annabel McGoldrick verfasstes Buch "Peace Journalism"
wurde 2005 bei Hawthorne Press veröffentlicht. Darüber hinaus
ist er Autor einer Vielzahl von Buchkapiteln und Zeitschriftenartikeln
und hat an den Universitäten Sydney, Queensland, Cardiff, Oslo und
Örebro Kurse über Friedensjournalismus unterrichtet.
Website www.peacejournalism.org
eMail: editor@peacejournalism.org
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